Der aktuelle Fachkräftemangel zeigt sich ganz speziell bei der Ärzteschaft, insbesondere bei den Hausärztinnen und Hausärzten. Einerseits gehen zurzeit viele Ärzte der Babyboomer-Generation in Pension. Andererseits ist die Übernahme einer eigenen Hausarztpraxis – einhergehend mit grosser Verantwortung, finanziellem Risiko und langen Arbeitstagen – für junge Medizinerinnen und Mediziner nicht mehr so attraktiv. Erschwerend hinzu kommen die neuen Zulassungsbedingungen. Seit Anfang Jahr können Ärzte nur dann mit den Krankenkassen abrechnen, wenn sie drei Jahre in der Schweiz an einer anerkannten Weiterbildungsstätte auf ihrem Fachgebiet gearbeitet haben.
Politische Lösungen gegen den Hausärztemangel sind möglich. Es dauert aber lange, bis sie umgesetzt werden. Schneller und pragmatischer wäre es, die interprofessionelle Zusammenarbeit zu fördern, etwa durch den Einsatz von Medizinischen Praxiskoordinatorinnen (MPK). Die Weiterbildung zur MPK erlaubt es Medizinischen Praxisassistentinnen, chronisch kranke Patienten zu betreuen. So nehmen sie der Hausärztin oder dem Hausarzt zeitaufwändige Arbeit ab, zum Beispiel bei der Betreuung von Patienten mit Typ-2-Diabetes. Davon profitieren alle Beteiligten. Allerdings werden noch zu wenige MPK ausgebildet, als dass das Modell flächendeckend umgesetzt werden könnte.
Das wohl grössere Problem ist: Im TARMED gibt es keine Position, um die Arbeit der MPK abzurechnen. Das muss die Politik ändern: Der neue Tarif TARDOC sieht spezielle Positionen für interprofessionelle Arbeiten vor. Seine Genehmigung wird aber vom Eidgenössischen Departement des Innern immer wieder hinausgeschoben.