Karriere – muss das sein?

Kommentar

Ärztinnen und Ärzte sind kompetitiv, überdurchschnittlich leistungsbereit und ordnen ihr Leben dem Beruf unter. Doch muss das so sein? Für Christine Hohl Moinat bedeutet dieses Klischee, dass von Frauen im Ärzteberuf erwartet wird, sich an das bestehende (patriarchale) System anzupassen. Ein System, das auch vielen Männern nicht mehr entspricht. In ihrem kürzlich erschienenen SÄZ-Beitrag kritisiert sie diese «Diktatur der Superlative» und plädiert für eine andere Arbeitskultur.

Es gibt sie nämlich, jene Ärztinnen und Ärzte, die sich bewusst gegen eine Karriere oder sogar gegen die Berufsausübung entscheiden. Gemäss einer Studie der FMH und des Verbands Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO) von 2016 steigen rund 10 Prozent aller kurativ tätigen Ärztinnen und Ärzte aus dem Beruf aus. Ihr Wunsch nach einer gesunden Work-Life-Balance lässt sich mit einer medizinischen Karriere kaum vereinbaren.

Eine Möglichkeit, diesem Wunsch nachzukommen, ist Teilzeitarbeit. Die Nachfrage nach reduzierten Pensen steigt. Untersuchungen zeigen aber, dass die Teilzeitarbeit im Ärzteberuf zu wenig gefördert wird, und dass es an Rücksichtnahme gegenüber Teilzeitarbeitenden mangelt. Ausserdem sind bestehende Möglichkeiten noch zu wenig bekannt.

Ärztinnen und Ärzte sollen selbstbestimmt entscheiden können, wie stark sie die berufliche Karriere gewichten wollen. Dafür muss auch im Gesundheitswesen die Akzeptanz für verschiedene Lebensentwürfe grösser werden. Denn auch wenn Elternzeit oder zeitintensive Hobbys die Karriere nicht vorantreiben, meint Hohl Moinat: Erfahrungen, die ausserhalb des Berufs erworben werden, können einen positiven Einfluss auf die medizinische Praxis haben, indem sie beispielsweise zu einer besseren Arzt-Patienten-Beziehung führen.

Dr. med. Christine Hohl Moinat ist Ausbildungsärztin am ForOm NVB (Nord vaudois et Broye), das junge Allgemeinmediziner in ihrem Berufsleben unterstützt und begleitet.

Bildlegende

Bild: iStock

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