Gesundheitspolitik: Aktivismus am Ziel vorbei

Gastkommentar

Das Bundesparlament ist aktiv wie nie zuvor. Die Anzahl Vorstösse im Bereich Gesundheit haben sich in den letzten zwanzig Jahren vervierfacht. Dadurch verdoppelten sich die Regelungen im Krankenversicherungsgesetz. Trotzdem hat sich das Gesundheitswesen in eine Richtung entwickelt, die von der Politik so nicht vorgesehen war – zumindest nicht von den Bürgerlichen. Denn es wurde immer stärker zu einem staatlichen Gesundheitssystem umgestaltet.

Durch den Kostenfokus blieben notwendige Reformen auf der Finanzierungsseite – wie die einheitliche Finanzierung stationärer und ambulanter Leistungen – auf der Strecke. Reformen hin zu einem werteorientierten Gesundheitswesen wurden nicht in Angriff genommen, obwohl die renommierte Gesundheitsökonomin Elizabeth Teisberg bereits 2008 einen Reformplan für die Schweiz vorgelegt hat. Hinzu kommen die Versäumnisse bei der Digitalisierung, die unumgänglich ist, um das werteorientierte Gesundheitswesen zu verwirklichen, ohne den administrativen Aufwand bei den Leistungserbringern zu erhöhen.

Der Reformplan von Teisberg umfasst drei Empfehlungen: Erstens muss die Transparenz im Gesundheitswesen erhöht werden. Das bedeutet, Therapieziele zu prüfen und mit anderen zu vergleichen. Diese Transparenz soll schrittweise eingeführt werden, damit sich die Tarifpartner darauf einstellen können. Als Instrumente dienen neben den üblichen klinischen Abläufen und Ergebnismessungen auch Patientenzentriertes Feedback. Zweitens soll kein Kostenwettbewerb, sondern ein Wettbewerb um kosteneffektive Ergebnisse stattfinden. Drittens soll die Digitalisierung besser genutzt werden, um Qualitätsverbesserungen zu realisieren. Teisberg erläutert im Detail, wie man dies erreichen kann. Noch ist es nicht zu spät, das Ruder herumzureissen. Packen wir es an.

Bildlegende

Fridolin Marty ist Leiter Gesundheitspolitik bei economiesuisse

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