Achtung, fertig, los!

Die Pandemie mit Covid-19 zeigt den Rückstand der Schweiz in der Digitalisierung. Ohne digitale Unterstützung stehen keine Algorithmen für Modellrechnungen zur Verfügung, mit Hilfe derer wir Erkrankungsrisiken und Wirksamkeit von Massnahmen antizipieren können. Dafür muss die Wissenschaft sich auf solide Daten abstützen, die im direkten Patientenkontakt und im medizinischen Labor erfasst und weitergeleitet werden. Gesundheitsfachleute sind darauf angewiesen, dass ihnen praktikable digitale Werkzeuge zur Verfügung stehen. Praktikabel heisst, dass die Handlungsabläufe im medizinischen Alltag administrationsarm unterstützt werden.

Spätestens nach dem Debakel mit der Datensicherheit des Impfpasses wissen wir, dass es vor dem Start in die Digitalisierung Vorbereitungsaufgaben zu erledigen gibt. Losrennen genügt nicht. Das hat 2015 die politische Verabschiedung des Bundesgesetzes über das elektronische Patientendossier gezeigt. Innerhalb nur eines Jahres passierte dieses Gesetz unbestritten das Parlament. 2021 bleibt der Besitz eines elektronischen Dossiers für fast alle Patienten immer noch Wunschtraum. Den Ärztinnen droht ein administrativer Albtraum. Die digitalen Pannen, welche im Rahmen der Pandemiebewältigung Aufmerksamkeit erlangen, überraschen nicht.

Die Schweiz hat im Gegensatz zu den führenden Ländern kaum öffentliche Mittel in die digitale Transformation investiert. Covid-19 bietet die Chance, Fortschritt zu erzielen. Wirksam werden nächste Schritte sein, wenn sie zusammen mit den Gesundheitsfachpersonen umgesetzt werden, welche sie im Alltag anwenden. Aber genau hier gibt es eine schmerzhafte Bewusstseinslücke. Weder der Impfpass noch die Meldesysteme bei der Betestung, Erfassung der Erkrankung oder im Registrationsprozess zur Impfung sind nutzenbringend standardisiert. Mit dem Willen zur Zusammenarbeit könnten diese Mängel schnell behoben werden.